Kamille

Sie ist wohl die bekannteste Arzneipflanze und wird vor allem als Tee eingenommen – die Kamille.
Als pflanzliche Arznei werden die goldgelben Blütenköpfchen von Chamomilla recutita oder Matricaria recutita, der echten Kamille, verwendet.
Am weitesten verbreitet ist sicherlich die Verwendung der getrockneten Blütenköpfe -  Matricariae flos – als Aufguss oder Tee.
Man gewinnt daraus aber auch ätherisches Öl, welches bis zu 1,5% in diesen Köpfchen enthalten ist. Dies geschieht mittels Wasserdampfdestillation, bei der sich eine Substanz namens Chamazulen bildet, welche dem sehr wertvollen Öl seine äußerst seltene tiefblaue Farbe verleiht. Und nicht zuletzt finden wir auch flüssige Kamillenextrakte in Verwendung.

„Die Kraft, das Weh im Leib zu stillen, verlieh der Schöpfer den Kamillen“
(Heiteres Herbarium von Karl Heinrich Waggerl)

Die Kamille zählt mit Abstand zu den ältesten Heilpflanzen und man schrieb und schreibt ihr ja so allerhand zu:
Die Germanen und Ägypter weihten sie als heilige Pflanze ihrem jeweiligen Sonnengott – und setzten sie damals schon gegen Blähungen, Leberleiden, Entzündungen aller Art und auch Frauenleiden ein
Ihre Wirksamkeit beruht vermutlich auf einem Zusammenspiel der verschiedenen Inhaltsstoffe und ist mittlerweile in Studien belegt als entzündungshemmend, krampflösend und blähungslindernd und auch antiseptisch.
Aber: dies gilt nur für die echte Kamille und das daraus gewonnene Öl „Kamille blau“ – man erkennt sie einerseits an ihrem charakteristischem Geruch – andere Arten stinken geradezu - und daran, das im Gegensatz zu anderen Kamillenarten der Blütenboden hohl ist.

Andere Kamillenarten werden nicht oder kaum arzneilich verwendet, haben wesentlich höheres allergenes Potential, können aber in Kamillentees als Verunreinigung vorkommen – daher sollte man immer Kamillentee in Arzneibuchqualität verwenden.
Stammt nämlich die verwendete Kamille aus heißen Ländern, dann sind die wirksamen Inhaltsstoffe meist totgetrocknet „Sonnengereift“ heißt das dann in der Werbung….

Der gute alte Kamillentee…
..gehört einfach in die Hausapotheke und sollte stets griffbereit sein, da er für Jung und Alt gleichermaßen verwendet werden kann.
Echte Kamille entspannt verkrampfte Muskeln im MD-Trakt und hilft so bei Blähungen, leichten Bauchkrämpfen, Übelkeit und Verdauungsstörungen, die auch nervös bedingt sein können wie z.B. Reisekrankheit oder Durchfall
Auch bei Gastritis entfaltet sie ihre entzündungshemmende Wirkung und man trinkt ihn auch gerne bei den ersten Symptomen einer banalen Erkältung
Allerdings hängt die Wirkung immer von der Konzentration der wirksamen Inhaltsstoffe ab und die ist in Kamillentropfen wesentlich höher.

Auf Grund ihrer entzündungshemmenden und krampflösenden Wirkung verwendet man sie gerne auch zur Inhalation bei Husten, da sie natürlich auch auf die Atemwege wirkt, aber sie trocknet auch ein wenig aus. Um dem vorzubeugen, mischt man sie oder verwendet sie abwechselnd mit Pfefferminze, Thymian, Eukalyptus oder Latschenkiefer,…

Äußerlich angewendet hat die Kamille ihren großen Auftritt als Tropfen oder Mundspray zum Gurgeln und Spülen bei Geschwüren und Entzündungen im Mund- und Rachenraum oder wenn der Hals gereizt ist
Sie eignet sich auch hervorragend als Badezusatz bei Entzündungen im Anal- und Genitalbereich wie Hämorriden oder Infektionen in Form von Sitzbädern
Auch Salben und Cremen enthalten Kamille – die können auch hübsch blau sein und helfen bei leichten Hautentzündungen wie Sonnenbrand, oberflächlichen Wunden oder kleinen Furunkeln, aber auch bei bakteriell bedingten Hautproblemen wie z.B. Akne oder zur Babypflege bzw. der sensiblen Haut
Die ätherische Ölessenz „Kamille blau“: könnte man auch in die Duftlampe geben – dort wirkt sie harmonisierend und hilft gegen Missmut und Gefühlsschwankungen – es ist aber letztlich eine Preisfrage. Sinnvoller erscheint der Einsatz von Kamille blau in Hautölmischungen (etwa zur entkrampfenden Massage) oder Kompressen gegen Verbrennungen und zur Wundheilung: dazu löst man 5-7 Tropfen in etwas Wasser, welches auf sterile Tupfer aufgeträufelt wird.

Nicht sinnvoll dagegen ist die althergebrachte Anwendung bei gereizten oder entzündeten Augen. Auflagen, welche man mit selbst hergestellten Kamillentee- oder anderen Kräuterabkochungen tränkt, können Bakterien ins ohnehin gereizte Auge einschleppen. Da eher zu Tropfen greifen, die das Auge feucht halten oder Kompressen nur mit kaltem Wasser zur Linderung verwenden.

für große und kleine Zornbinkerl…
Kamille hat auch eine beruhigende Wirkung - nicht nur auf Kinder !
In den romanischen Ländern greift man gerne zum Kamillentee als Schlaftrunk und es gibt mittlerweile ernstzunehmende Versuche zur Sedierung, also Schlafförderung mit etwas höher dosiertem Kamillenextrakt.
Und in der Homöopathie gilt Chamomilla recutita als das Mittel bei Babys und Kleinkindern gegen Zahnbeschwerden, bestimmte Durchfallformen, Unruhezustände, Windeldermatitis und Wundsein – aber auch durchaus für Erwachsene bei Stress, Ärger oder Schlafstörungen einsetzbar…


Mag.pharm. Irina Schwabegger-Wager
Literatur bei der Verfasserin.